Neubau Martin Behaim Gymnasium Nürnberg                                                                                                                                                                            Wettbewerb 2019                                                                                                                                                                                                                                        in Zusammenarbeit mit Anton Schwarzenberger / SNOW Landschaftsarchitektur Karlsruhe
Der Entwurf versteht sich als Campus-Lösung. Dafür werden die Nutzungen auf dem Planungsgebiet so verteilt, dass ein sinnvolles Zusammenspiel der Strukturen für die Schüler des Martin-Behaim-Gymnasiums und des Neuen Gymnasiums Nürnberg entsteht. Die jeweiligen Nutzungen werden als Bausteine eines größeren Ganzen aufgefasst und dementsprechend in Clustern zusammengefasst. Dadurch entstehen Baukörper unterschiedlichster Abmessungen und Geschossigkeiten. Besonders die einzelnen Lerndepartments erhalten auf diese Weise ihren charakteristischen baulichen Ausdruck als Volumen, die sich über der Umgebung erheben. Sie sind großzügig dimensioniert, damit Gemeinschaftsbereiche möglichst im Zentrum der jeweiligen Klassenzimmer oder Lerninseln liegen können. Abhängig vom Fachdepartment und Lernstruktur, können den Trennwänden der Klassenzimmer besondere Funktionen zukommen. Manche können teilweise geöffnet werden oder sind als Raummöbel strukturiert in denen Sitznischen, Durchreichen und Schaufenster unterkommen. So können Kontaktzonen entstehen, das Klassenzimmer kann mit anderen Zusammengeschlossen werden oder zur Lernlandschaft geöffnet werden. Die Lernlandschaften dienen somit gleichzeitig als Erschließung und als Lernfläche, die ein ganzes Clustergeschoss durchfließt und organisiert. Genauso wie die Lernlandschaften in den Obergeschossen, umfließt und fasst das Erdgeschoss die Baukörper zusammen. Es ist als länglicher Sockel formuliert und enthält die großen, wichtigen Nutzungen für den Pausenaufenthalt, die Mediathek, Ganztagsbereiche, aber auch Verwaltung und die Lehrkörperbereiche. Hier findet das gemeinschaftliche Schulleben und –erleben statt. Der Sockel organisiert die innere Struktur des Gymnasiums und zoniert gleichzeitig die Außenbereiche. Nach Südwesten, zum Fischbach zeigt es sich in leichter Staffelung entlang der Baugrenze großzügig offen, hier soll Licht und Luft ins Gebäude kommen! Nach Nordosten eröffnet es Nischen, in denen Schüler und Lehrer unterschiedlichsten Aktivitäten in Pause, Sport oder Freizeit frönen können. Der Fischbach dient als renaturierte Zone, die einen Puffer zur Schultheißallee, in der kontempliert, gespielt und geforscht werden kann. Das Bachbett soll in einen möglichst naturnahen Zustand versetzt werden, leichte Mäander oder Inseln ausbilden. Die Uferzone kann mit Kiesflächen und niedrigen Weidegebüschen bespielt werden. Auf den Grünflächen zwischen Bach und Straße sollen ebenfalls niedrige Pflanzen wachsen, Baumneupflanzungen mit hochstämmigen, bachtypischen Baumarten wie Erlen bepflanzt werden, damit die dichte Bepflanzung etwas luftiger und lockerer wird. Generell können relativ viele Bäume des bachbegleitenden Bestandes erhalten bleiben. An der Südostecke entsteht der eigentliche Haupteingang zum Schulgelände, hier treffen sich das Martin-Behaim-Gymnasium und das Neue Gymnasium Nürnberg. Daher liegen hier die großen geteilten Nutzungseinheiten, Sporthallen und Mensa. Aus Gründen der Platzersparnis wurde ein Teil der Freisportanlagen auf dem Dach der MBG-Dreifeldhalle verteilt.
Die Sporthalle des Neuen Gymnasiums ist wiederum auf die Mensa aufgebockt, das Gebäudevolumen erhebt sich mit seinem geschwungenen Sheddach als signifikante Eingangspforte zum Schulcampus. Dieses Ensemble steht bereits auf dem Gebiet der ehemaligen Weddingenstraße, welche nur noch ein kleines Stück bis zur Mensa führt und dort als Anlieferung für die Mensa genutzt werden kann. Der Rest wird zu einem Teil des Schulhofs, auf dem gespielt und getobt werden darf. Die Zufahrt als Anlieferung und für Rettungskräfte bleibt dabei allerdings erhalten. In der Mitte des südlichen Schulhofs befindet sich das Beratungszentrum als freistehender Pavillon. Er dient allen Schülern und Mitarbeitern und ist deshalb bewusst als offene Holzstruktur konzipiert, in dessen Inneren aber auch die Räumlichkeiten für sensible Themen vorhanden sind.
Konstruktiv ist die Schule als vergleichsweise effizient und günstig herstellbare Betonkonstruktion gedacht. Mit der modularen Bauweise sind im Herstellungsprozess auch Fertigteile denkbar. Die Klassenräume selbst sollen – wo möglich – in Holz gehalten sein, um haptische und den Lernprozess fördernde Qualitäten zu unterstützen. Mit diesen beiden hauptsächlich verwendeten Materialien lässt sich auch am Ende des Nutzungszyklus eine etwaige Umnutzung sinnvoll durchführen.
Zur Verbesserung der Energiebilanz, aber auch zu Demonstrations- und Lehrzwecken lohnt sich die Installation einer Photovoltaikanlage auf den restlichen Dachflächen. Die Fassaden drücken sich als schlichte, aber offene Betontragstruktur ab, die viel Licht und Luft nach Innen lässt. Ausfachungen in Holz geben den Gebäuden gleichsam Wärme und den einer Schule adäquat repräsentativen Ausdruck. Die Strenge des Betonrasters kann mit bunten Raffstoren gemildert werden. Schlussendlich entsteht somit ein Campusensemble, welches in Kubatur und städtebaulicher Setzung dem Konzerthaus ein Gegenüber stellt, ohne gleich Konkurrent sein zu wollen. Gleichzeitig spiegelt das Schulgebäude den modernen, offenen, aber auch geerdeten Charakter der Schule adäquat und würdig wider.